Joseph Aloys Schmittbauer

 

»Platz meine Zeitgenossen! - Luft und Platz! Ein Mann dessen Herold ich seyn muß,

-gerne seyn will, wenn ich ihm auch falsches vortragen mußte.

Denn euch unerkannt geht Grazie und Großheit dahin,

und des Apollo Schüler seufzt Über ein Jahrhundert, dessen Ehre er ist.

Schmittbaur ist bey allen seinen außerordentlichen Vorzügen,

bis zur Gewissenhaftigkeit, bis zum Eigensinn, bescheiden;

und unser Jahrhundert ist gegen alle Vorzügedieses Mannes,

bis zum Undank gleichgültig«

» Portefeuille für Musikliebhaber « Leipzig 1792

Gleichgültig ist der markgräflich-badische Hofkapellmeister Joseph Aloys Schmittbaur (l7l8-1809) dem Quantz-Collegium und den Besuchern der »Festlichen Serenaden Schloß Favorite « schon seit vielen Jahren nicht mehr, wurden doch immer wieder Kammermusikwerke dieses Komponisten zu Gehör gebracht und auch auf einer CD veröffentlicht.

Im November 1718 in Bamberg geboren hatte Joseph Aloys Schmittbaur seine ersten musikalischen Kontakte beim Würzburger Hoforgelbauer Johann Philipp Seuffert.
In Stuttgart war Schmittbaur zur musikalischen Ausbildung (vermutlich bei Niccolo Jommeli ) und im Jahr 1753 kam er als Cembalist in die Rastatter Hofkapelle, ein Orchester mit erstaunlicher Grösse für die kleine Residenz, bestehend aus 25 Instrumentalisten und 7 Sängern.

Schmittbaur wurde zunÄchst zum Konzertmeister und schliesslich zum Hofkapellmeister der fürstlichen Hofmusik ernannt.
Ein Vertrag zwischen den Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden, den der Stadtgründer von Karlsruhe, Karl Wilhelm schon im Jahr 1714 abgeschlossen hatte, besagte, dass sich die beiden Fürstenhäuser, (sie unterschieden sich seit langem in ihrer religiösen Ausrichtung und es gab immer wieder lange Kriege) beim Aussterben einer Linie vereinigen sollten.
Die Nachkommen von Margräfin Sybilla, der Erbauerin von Schloss Favorite, gehörte zur Baden-Badener Linie und waren die letzte Generation des Baden-Badener Fürstenhauses und so fiel 1771 auch die Rastatter Linie an Baden-Durlach.

Schmittbaur kam mit dem Rastatter Gefolge in Karlsruhe unter, aber es konnte keine rechte Anstellung, mit der er seine neunköpfige Familie ernähren konnte für ihn gefunden werden.
1775 verliess er Karlsruhe und ging als Domkapellmeister nach Köln. Jedoch nur zwei Jahre später war er wieder in Karlsruhe um diesmal das frei gewordene Amt des badischen Hofkapellmeisters anzutreten. Ein reiches musikalisches Leben wÄhrte fast ein ganzes Jahrhundert.
Er starb 91-jÄhrig am 24.10.1809 in Karlsruhe.

Der Gründer der Stadt Karlsruhe, Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach liess am 17. Juni 1715 mitten im Hardtwald den Grundstein seiner neuen Residenz legen. Karlsruhe, so der Name des neuen Schlosses, sollte ein Ort der Ruhe des Markgrafen Karl werden, doch nach und nach entschloss er sich, um Bewohner für seine neue Stadt zu werben.

Ab 1717 zogen die Beamten von der nahe gelegenen Residenz in Durlach nach Karlsruhe und das Stadtleben begann sich zu entwickeln. Unter der Regentschaft des Enkels des Stadtgründers, Karl Friedrich von Baden, erlebte die Stadt ein Aufblühen mit aufklärerischen Gedankengut.

Dazu zählte auch der Ruf der badischen Residenz als "Musenhof" an dem die Markgräfin Karoline Luise tatkräftig mitwirkte. Musiker, wie Schmittbaur, Sciatti, zuvor Bodinus und Molter, wirkten ebenso, wie Schwindel und Danzi in der Karlsruher Hofkapelle.
Bedeutende Dichter und Philosophen wie Voltaire, Herder, Klopstock, Goethe und Wieland kamen als Gäste der Markgräfin nach Karlsruhe.

 

 

Johann Joachim Quantz

 

" Ich liefere hiermit den Liebhabern der Musik eine Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Ich habe mich bemühet, von den ersten Anfangsgründen an, allesdeutlich zu lehren, was zu Ausübung dieses Instruments erfodert wird.Ich habe mich deswegen auch in die Lehren vom guten Geschmacke in der praktischen Musik etwas weitläuftig eingelassen. Und ob ich zwar dieselben hauptsächlich nur auf die Flöte traversiere angewendet habe: so können sie doch auch allen denen nützlich seyn, welche so wohl vom Singen, als von Ausübung anderer Instrumente Werk machen, und sich eines guten musikalischen Vortrages befleißigen wollen. Es darf nur ein jeder, dem daran gelegen ist, das, was sich für seine Stimme, oder sein Instrument schicket, heraus nehmen, und sich zu Nutzen machen."

Dies sind die ersten Worte der Vorrede zum " Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen " von Johann Joachim Quantz, erschienen im Jahr 1752.

Am 31. Januar 1697 wurde er im niedersächsischen Oberscheden geboren und im Erscheinungsjahr seiner "Anweisung" konnte er schon auf einen gewichtigen musikalischen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Und dies war auch seine Absicht: seinen Lesern eine Abhandlung "Über die Musik überhaupt "vorzulegen und seine Vorstellungen der Musizierpraxis seiner Zeit zu veröffentlichen - einer Zeit übrigens, die sich ihrem Ende zuneigte und vielleicht ist deshalb diese Schrift so außergewöhnlich, da der Autor die neu aufkommenden Strömungen wahrnahm und er ein um so deutlicheres Bild seiner eigenen Auffassungen zeichnete.

In seiner Kindheit wurde seine musikalische Begabung bald bemerkt und er erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Onkel Justus (Jost) Quantz, einem Musicus der Stadtpfeife in Merseburg. Trotz seinem dem Vater an dessem Sterbebett gegebenen Versprechen, wie dieser den Beruf des Hufschmiedes zu erlernen, stürzte sich Quantz mit Begeisterung und Ehrgeiz in die Ausbildungszeit eines Stadtpfeiferlehrlings und hatte sein Blick schon fest nach Berlin und Dresden gerichtet, wo das Kulturleben seiner Zeit florierte.
1716 gelang es ihm eine Stelle als Geselle in Dresden zu erwerben. Von hier aus hatte er die Möglichkeit sein musikalisches Vermögen zu erweitern, sei es mit einer Reise nach Wien um bei Jan Dismar Zelenka Unterricht im Kontrapunkt zu nehmen oder durch die Erfahrungen die er ab 1718 in der "Kleine oder Pohlnische Capell - Musique" als Oboist machte.
Johann Georg Pisendel (1687 - 1755) ist eine zentrale Erscheinung im Leben von Quantz.

" Er (Quantz) hatte um diese Zeit das Glück mit dem eben so gutherzigen Manne als großen Musiker, dem Concertmeister Pisendel, bekannt zu werden. Von diesem lernte er ein Adagio gut vortragen, und alles das kennen, worauf es bey Ausführung einer Musik hauptsÄchlich ankommt. Dinge, die damals keiner besser wußte als Pisendell "
(Johann Adam Hiller, Lebensbeschreibungen. S.213)

Ebenso führte diese Bekanntschaft dazu, daß Pisendel dem Schüler sowohl die Musik der Franzosen, als auch der Italiener, namentlich Vivaldis Kompositionen - Pisendel war ein Schüler Vivaldis - nahebrachte.
Dieser Umstand brachte den vermischten Geschmack hervor, für den Johann Joachim Quantz bis heute mit seinen Kompositionen steht.

Die Jahre von 1724 bis 1727 verbrachte Quantz auf Reisen durch Italien, Frankreich und England, wodurch er viele wichtige Begegnungen mit den bekanntesten Musikern hatte, Angebote für eine Anstellung aber stets ablehnte.
1728 wurde er als Flötist in die große Hofkapelle versetzt, womit er schon einen großen Teil seines Zieles erreicht hatte, in einem dermaßen bedeutenden musikalischen Zentrum als Musiker wirken zu können.
Und ebenfalls 1728 fand dann eine Begegnung mit musikhistorisch bedeutungsvollster Auswirkung statt.
Einer der Beteiligten berichtete in einem Brief vom 26. Januar 1728:

"...Ich habe mich als Musiker hören lassen.Richter, Buffardin, Quantz, Pisendelund Weiß haben mitgespielt. Ich bewundere sie. Sie sind die besten Künstler bei Hofe ...".

Diese Worte hatte der preußische Kronprinz an seine Schwester Wilhelmine gerichtet.
Der junge Friedrich, (er war damals 16 Jahre, Quantz war bereits 31 Jahre alt) bekam bei diesem Besuch auf sein bekundetes Interesse hin eine von Pierre Gabriel Buffardin gemachte Flöte geschenkt.
Bei einem späteren Gegenbesuch des sächsischen Königs August der Starke im gleichen Jahr in Berlin wurde vereinbart, daß Quantz den Kronprinzen Friedrich mehrere Wochen im Jahr unterrichten durfte.
Dieser Unterricht fand in Berlin, Ruppin und Rheinsberg statt, wobei es 1733 beinahe zum Bruch der Beziehung kam, da Quantz zögerte nach Rheinsberg zu gehen.
Am Sonnabend, den 2. Dezember 1741 verkündeten die Berlinischen Nachrichten:

" Se. Majest. haben nunmehro ... den berühmtenMusicum aus Dresden, Herrn Quantz, mit einem jährlichenGehalt von 2000 Rthlr., in Dero Dienst genommen."

Aus dem Kronprinz war inzwischen (im Jahr 1740) Friedrich II., König von Preußen geworden und als Dieser unternahm er jegliche Anstrengungen aus seinem Hof ein musikalisches Zentrum zu machen, indem er die berühmtesten Musiker an sich band.

Diese Belebung der Musikkultur hatte bei Quantz eine Wirkung sowohl auf die Anzahl seiner Kompositionen, wie auch auf den Druck seiner über 300 Seiten starken Schrift. An Kompositionen sind uns 289 Solokonzerte (277 davon sind erhalten), 5 Doppelkonzerte, 3 Concerti grossi, 43 Triosonaten, 197 Solosonaten und verschiedentliche andere Werke überliefert.
Ein Großteil war wohl für den "Hausgebrauch" des Königs geschrieben und war deshalb auch selten im Druck erschienen, was Quantzens Bekanntheit im Ausland nicht gerade zuträglich war.
Für den König baute er auch Instrumente, die er vergütet bekam, wie überhaupt seine Arbeitsbedingungen besser nicht sein konnten, was die Aufgaben, die Vielseitigkeit und die Bezahlung angeht.

Am 12. Juli 1773, mehr als dreissig verbrachte Jahre am Berliner Hof lagen hinter ihm, verstarb er im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles.

"Auf diese Weise war Quantzens Wunsch: einmal als ein würdiger Mann in Dreßden oder Berlin zu leben und zu sterben mehr als überflüssig, in Erfüllunggegangen. Diesem Vorsatz getreu, ob er ihn schon als Lehrpursche, ohne den geringsten Anschein, ihn zur Würklichkeit zubringen, gefaßt hatte, verschmäheteer gleich anfangs die Anträgezu FürstlichenKapellisten - Stellen, weil er daselbst unter vielen Schlechten der Beste zu seyn befürchtete,und gieng lieber als Musikantengeselle nach Dreßden. Noch viel in die Augen fallender war das Glückso er nach der Zeit in Italien, England, Maynz und andern Höfen, ruhig von sich wies.- War dies blinder Zufall ? Oder war es Ahndung seines künftigen Glücks ?Oder war es vielleicht gar Ehrgeiz? Aber dies ließ weder sein Stand, noch seine Erziehung vermuthen. Vor allen scheint es inneres Streben nach Vollkommenheit in seiner Kunst gewesen zu seyn ..."

Bei Ernst Ludwig Gerber, Historisch-biographisches Lexicon der Tonkünstler. Band 2. Leipzig 1792

 

 

Jochen Baier

seit 1982 Flötist des Quantz-Collegium und seit 1992 künstlerischer Leiter der Festlichen Serenaden Schloss Favorite.

mehr Infos unter www.joshiflauto.de

Dank dem Gründer der Konzertreihe, Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn, hatte der Flötist Jochen Baier am 14. August 1982 mit dem Konzert D-Dur von Johann Joachim Quantz seinen ersten Auftritt in dieser Konzertreihe. Er gehörte in den 1980-er Jahren einer Gruppe von Schülern von Bodensohn aus den Musikschulen in Rastatt und Gaggenau an, die den Weg zu professionellen Musikern einschlugen. Mit seinem Abitur im Jahr 1982 und dem Abschluß an der Musikschule Gaggenau konnte Jochen Baier sein erstes Konzert in der Sala terrena von Schloß Favorite spielen. Seit diesem Zeitpunkt ist er der Flötist des Quantz-Collegium (und ab 1991 auch der Leiter der Konzertreihe) und niemand konnte ahnen, dass diese Beziehung Jahrzehnte währt.

Seit 40 Jahren musiziert er nun gemeinsam mit den vielen Musikerinnen und Musikern des Quantz-Collegium. In mehr als 300 Konzerten mit 100 verschiedenen Programmen hat er cirka 400 Stücke mit dem Ensemble erarbeitet. Sein stetig wachsendes Repertoire an Flötenmusik verdankt er seiner Begeisterung für die Vielzahl der Werke von meist unbekannten Komponisten aus dem Barock und der Klassik.

Aus der Herausforderung des Neuen entstehen immer wieder überraschende Konzertprogramme. Seine Flötentöne haben in der wunderbaren Akustik von Schloss Favorite einen idealen Raum gefunden und bis heute bei unzähligen Zuhörern Begeisterung hervorgerufen.


Musikalischer Lebenslauf

• Blockflötenunterricht 1971 - 1976

• Querflötenunterricht bei Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn 1976 - 1982
(Soloflötist i.R. Sinfonieorchester
des Südwestfunk Baden - Baden )

• Querflötenunterricht bei Hanns Wurz 1982 - 1983
(Dozent für Querflötenmethodik an der Karlsruher
Musikhochschule und Autor der " Querflötenkunde "

• Musikstudium an der Staatlichen Hochschule 1983 - 1987
für Musik Trossingen bei Prof. Gabriele Zimmermann,
Heinrich Keller ( Stadtorchester Winterthur )
und Prof. Arife Gülsen Tatu

weitere musikalische Qualifikation

• Teilnehmer bei den " Internationalen Kammermusikkursen 1987/1989/1991
Sveg / Schweden"
• Meisterkurs bei Prof. André Jaunet in Obersaxen/ Schweiz 1988
• Meisterkurs bei Prof. Robert Aitken in Erlangen 1989
• Meisterkurs bei Robert Dick in Ettlingen 1990
• Kurs bei Leo Brouwer an der Musikakademie / Marktoberdorf 1991
• Meisterkurse bei Mikael Helasvuo / Helsinki 1992/1993
• Meisterkurs bei Prof. Eckart Haupt / Staatskapelle Dresden 1993
  an der Telemann Musikakademie


Musikalische Aktivitäten

• seit 1992 verantwortlicher künstlerischer Leiter des Quantz - Collegium und der " Festlichen Serenaden Schloß Favorite "

• Gründung des Flöte / Gitarre Duos " Carambolage" 1991 (mit seinem Zwillingsbruder Mathias Baier)

• CD - Veröffentlichungen mit dem Quantz - Collegium
  mit Werken von Joseph Aloys Schmittbaur (1995) ," Musik der Klassik " (1999) mit Werken von Mozart, Gyrowetz
  und Süssmayr,  "Harfenklänge" (2009) mit Werken von Steibelt, Bochsa, Gianella und Beethoven und "Galanterie" mit Werken von Benda und Graupner

• Mitglied des Stuttgarter Flötenquartett " I Flauti Traversi " 1995-2014

• Konzerte als Solist mit Orchester, mit Klavier, als Orchesterflötist und verschiedenen Kammermusikbesetzungen.

 


Musikschularbeit

• Lehrkraft für Querflöte an der " Schule für Musik und darstellende Kunst " Gaggenau seit 1981, ab 1988 hauptamtlich.

• Fachbereichsleiter "Flöte " (Querflöte und Blockflöte ) seit 1998 und stellvertretender Musikschulleiter seit 2016.

• Organisation und Mitwirkung bei Konzerten und
  Veranstaltungen der " Schule für Musik und darstellende Kunst "

• Projekt " Früher Anfang auf der Querflöte " seit 1990

• Gruppenunterricht

• Erwachsenenunterricht

• Bläserklassen


 

Friedrich II.

 

Der preußische Kronprinz Friedrich war im Jahr 1736 24 Jahre alt. Er hat einen Fluchtversuch aus Berlin hinter sich, eine Haftstrafe verbüßt (angeordnet durch den eigenen Vater) und befindet sich als Regimentskommandeur in Ruppin. Nach anfänglichem Widerstand ist er verheiratet mit Elisabeth Christine von Braunschweig - Bevern und der Vater genehmigt ihm nun ein angenehmes Leben auf Schloss Rheinsberg.

Im Jahr 1718 hatte François Marie Arouet seinen Nachnamen umgeformt indem er aus dem " u" ein "V" machte, das "j" durch ein "i" ersetzte und das Ganze zum Namen Voltaire umgruppierte.Bereits im Jahr 1736, in der Rheinsberger Zeit, begann der Briefwechsel zwischen einem der berühmtesten Philosophen und dem zukünftigen König und die Beziehung währte über fast ein halbes Jahrhundert.

Die Ideale der Aufklärung, für die Voltaire stand, fanden in Friedrich ihren glühendsten Anhänger: " vorurteilsloses Denken, Toleranz, Erlösung des Menschen vom Joch scheinheiliger Autoritäten, tätiges Verantwortungsgefühl, Genuß des Diesseits."

Dieser Umstand der geistigen Nähe des Königs zu einem der wichtigsten Wegbereiter der Aufklärung bildete auch den Nährboden für das Gedeihen der berühmten musikalischen Kultur am Berliner Hof. Friedrich gelang es die unterschiedlichsten Musiker an seinen Hof zu binden und ermöglichte es, daß in Berlin und Potsdam eines der musikalischen Zentren Europas gedieh.


Johann Joachim Quantz, C.Ph.E.Bach, C.H.Graun, J.G.Graun, F.Benda, Fr.W.Marpurg, J.Fr.Agricola und viele andere Musiker bereicherten mit ihrem Können das Musikleben Berlins und prägten, jeder auf seine Weise,diese Zeit zwischen der ausgehenden Epoche des Barocks und einem unbekanntem Neuen, das sich mit neuen Tönen aus dem Süden des Landes (Mannheimer Schule und später die Komponisten der Wiener Klassik) vernehmen ließ.
Friedrich selbst komponierte 121 Flötensonaten, 4 Flötenkonzerte, eine Symphonie und noch einige andere Werke und er tat dies nicht schlecht, hatte er doch in Quantz einen außerordentlichen Lehrer und Berater. Seine Werke waren ausschließlich für den Eigengebrauch bestimmt und wurden erst in späteren Zeiten gedruckt und veröffentlicht (erstmals vermutlich 1889).

Die Beziehung zu Voltaire über diese lange Zeit hin - sie sahen sich in ihrem Leben fünf mal - war nicht unproblematisch. Friedrich ließ den Freund sogar einmal gefangen nehmen, aber auch nur ein Voltaire konnte dem kriegführenden König zurufen: " Werden Sie denn niemals aufhören,Sie und ihre Amtsbrüder,die König, diese Erde zuverwüsten,die Sie, sagen Sie, so gerne glücklich machen wollen ? "

Daß die beiden großen Männer eine tiefe unverbrüchliche Freundschaft verband, zeigt Voltaires letzter Brief (einer von vielen Hundert) vom 1.April 1778 :

"...Es ist amüsant,daß ich mit vierundachzig Jahren zwei tödlichen Krankheiten entronnen bin. So ergeht es einem, wenn man sein Leben Ihnen geweiht hat; ich habe Ihrer gedacht und ward gerettet.(...) Leben Sie länger als ich, um all die Reiche, die Sie begründet haben, zu befestigen. Möge Friedrich der Große der unsterbliche Friedrich sein ! ..."

noch mehr Infos zum Flötenkönig Friedrich II. hier zum download

 

 

Zur Biographie von Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn (1914-2003)

Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn, der Begründer unserer Konzertreihe, wurde 1914 als neuntes Kind des Prokuristen und Musikers Caspar Bodensohn (1863-1944) in Speyer geboren. In seinen Erinnerungen (1) beschreibt er die Zeit nach Beendigung des ersten Weltkrieges: „Links des Rheines regierte die Besatzungsmacht und bei den kinderreichen Familien der Hunger. In diese Zeit fiel meine erste Bekanntschaft musikalischer Art mittels einer kleinen Blechblockflöte, die man für zwei Groschen kaufen konnte. Der kleine fünfjährige Ernstl, genannte Busche, liebte sie und lernte gut damit zu spielen. Mein Vater, (...) konnte die Lage richtig einschätzen und kaufte dem Sechsjährigen zwei Meyer-Piccoli in Des- und C-Stimmung mit je sechs Grifflöchern und sechs Klappen. Damals kostete das Stück bei Hildesheimer 10 Mark. Der Knabe blies die Märsche und Teile von Walzern nach, die er in der „Waldeslust“, gespielt von dem ehemaligen Musikkorps des 2. bayerischen Pionier-Bataillons unter dem Dirigenten Michaelis, abgelauscht hatte.

 

Harmonisches Ambiente bei Kerzenlicht: Ein Postkartenmotiv aus Schloss Favorite im Jahr 1957.

Ernst Fr. W. Bodensohn mit einer Traversflöte in der Sala terrena

 


“Autodidaktisch lernte Bodensohn also das Piccolo zu blasen. Später erhielt er Klavierunterricht bei seiner Schwester Lucie und lernte Violine bei einem Geigenlehrer in Speyer. Seine erste „richtige“ Flöte, eine Holzflöte, erhielt er im Alter von 16 Jahren. Er begann den Unterricht bei Max Fühler, dem damaligen Solo-Flötisten des Mannheimer Nationaltheaters.1931/32 bestand er die Prüfung an der neu gegründeten Mannheimer Hochschule mit bester Benotung. Das Studium war beendet und die neue deutsche Wehrmacht forderte die Einberufung. Zwei Jahre Wehrdienst folgten. Danach war es schwer. In Karlsruhe hätte er als Volontär des Soloflötisten am Theater arbeiten können, aber ohne Bezahlung. „Wovon leben? Ich verdingte mich bei der Stadtverwaltung Karlsruhe als Büroangestellter mit der Verpflichtung, in einem Blasorchester 2. Flöte zu blasen, bereitete mich nebenbei unter anstrengender Repetition auf Probespiele vor, z.B. Kaiserslautern, Nürnberg, Hannover und schrieb Bewerbungen - Bewerbungen, bis ich erneut zum Wehr- und Kriegsdienst eingezogen wurde. Sechs Jahre ohne Probespiel.“ 1939 begann der Kriegsdienst in der Wehrmacht und die Hoffnung auf eine Anstellung des 25-jährigen Musikers war vernichtet. Nach dem Krieg, dessen Wirren Bodensohn u.a. in Italien an der Front erlebte, wurde der Traum war. Er wurde zunächst Mitglied des Saarpfalzorchesters (1946-1948) und bereits 1948 war er der erste Solo-Flötist des neu gegründeten Sinfonieorchesters des Südwestfunk in Baden-Baden.

 


Ernst Bodensohn 1982 im Alter von 68 Jahren mit BVK

In dieser Zeit gab es sehr viel Neues, Erfreuliches und Unerfreuliches. Die große Orchesterliteratur und der Orchesterdienst bestimmten das musikalische Leben Bodensohns. Privat folgte 1955 der Umzug von Baden-Baden nach Ebersteinburg und nun war der Weg nach Favorite nicht mehr weit. Sein Quantz-Collegium hatte Bodensohn bereits 1952 wiedergegründet und mit diesem erneut konzertiert, u. a. in Schloss Ludwigsburg. Schloss Favorite stand in den Jahren 1956/57 „... in einem natürlich belassenen Schlosswald mit alten herrlichen Bäumen und verschwiegenen Wegen, unberührt von Krieg und Zerstörung. Hinweisschilder waren kaum vorhanden und nur wenig Leute wussten Genaues über seine Existenz ...“ Bodensohn hatte ein Reisecembalo, Notenpulte und Kerzenleuchter angeschafft und fünf „selbstgebaute“ Kostüme (diese gibt es bis heute noch!). Der damalige Leiter der zuständigen staatlichen Behörde war begeistert von der Idee einer Konzertreihe in Schloss Favorite und gab die Genehmigung: Die „Festlichen Serenaden Schloss Favorite“ waren geboren und es gab viel zu tun. Bodensohn baute eine Bühne. Stühle mussten unter schwierigen Bedingungen herbeigeschafft, Plakate entworfen, Programme geschrieben, Verträge unterzeichnet werden. Der Kartenverkauf wurde von Bodensohns Ehefrau Maria Bodensohn organisiert. Sogar Buslinien wurden eingerichtet. Das Ensemble studierte die Musik ein und alles wurde gerichtet. Dann war es soweit. Die Sala terrena war vom Kerzenlicht erleuchtet, vier Kerzen an jedem Pult und annähernd 100 Kerzen auf acht großen Leuchtständern in den vier Nischen der Sala terrena. Auch an der Abendkasse von Maria Bodensohn spendeten zwei Kerzen das einzige Licht.

 

 

Es erklang das Programm „Johann Sebastian Bach und seine Söhne“ und Bodensohn schrieb über die einzigartige Stimmung des ersten Konzertabends: „... das Gewitter während des ersten Konzertes und die zehn Schläge der Schlossuhr in einer Totenstille sind unvergesslich. (...) Auch die mit grosser Geschwindigkeit lautlos über die Köpfe der Zuhörer segelnden Fledermäuse kann man nicht vergessen.“ Was wäre unsere Konzertreihe ohne die Abwechslung und Vielzahl der Instrumente. Trotz des Anspruches, Musik für und mit Flöte aufzuführen, ist die Menge der unterschiedlichen Instrumente sehr groß und die mitwirkenden Musiker sind sehr zahlreich.

Mehr zu Ernst Fr.W. Bodensohn und seinem Ensemble, demQuantz-Collegium lesen Sie hier.



 

Da der Tod der wahre
Endzweck unseres Lebens ist,
so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren,
besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht,
dass sein Bild nicht allein nichts schreckendes für mich hat,
sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes !

 

Wolfgang Amadeus Mozart, 4. April 1787

 

Ernst Friedrich Wilhelm Bodensohn

 

23.9.1914 - 14.11.2003

 

Wir trauern um den Gründer des Quantz- Collegium,
einem Vorbild und einen liebenswerten Menschen.
Unzählige musikalische Stunden hat er uns und
seinem Publikum in Schloss Favorite geschenkt.
Seine Ideen und sein Geist beflügeln die Konzerte in Schloss Favorite
bis heute und werden es auch in Zukunft tun.

 

Quantz-Collegium e.V. November 2003