Johann Joachim Quantz

 

" Ich liefere hiermit den Liebhabern der Musik eine Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Ich habe mich bemühet, von den ersten Anfangsgründen an, allesdeutlich zu lehren, was zu Ausübung dieses Instruments erfodert wird.Ich habe mich deswegen auch in die Lehren vom guten Geschmacke in der praktischen Musik etwas weitläuftig eingelassen. Und ob ich zwar dieselben hauptsächlich nur auf die Flöte traversiere angewendet habe: so können sie doch auch allen denen nützlich seyn, welche so wohl vom Singen, als von Ausübung anderer Instrumente Werk machen, und sich eines guten musikalischen Vortrages befleißigen wollen. Es darf nur ein jeder, dem daran gelegen ist, das, was sich für seine Stimme, oder sein Instrument schicket, heraus nehmen, und sich zu Nutzen machen."

Dies sind die ersten Worte der Vorrede zum " Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen " von Johann Joachim Quantz, erschienen im Jahr 1752.

Am 31. Januar 1697 wurde er im niedersächsischen Oberscheden geboren und im Erscheinungsjahr seiner "Anweisung" konnte er schon auf einen gewichtigen musikalischen Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Und dies war auch seine Absicht: seinen Lesern eine Abhandlung "Über die Musik überhaupt "vorzulegen und seine Vorstellungen der Musizierpraxis seiner Zeit zu veröffentlichen - einer Zeit übrigens, die sich ihrem Ende zuneigte und vielleicht ist deshalb diese Schrift so außergewöhnlich, da der Autor die neu aufkommenden Strömungen wahrnahm und er ein um so deutlicheres Bild seiner eigenen Auffassungen zeichnete.

In seiner Kindheit wurde seine musikalische Begabung bald bemerkt und er erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Onkel Justus (Jost) Quantz, einem Musicus der Stadtpfeife in Merseburg. Trotz seinem dem Vater an dessem Sterbebett gegebenen Versprechen, wie dieser den Beruf des Hufschmiedes zu erlernen, stürzte sich Quantz mit Begeisterung und Ehrgeiz in die Ausbildungszeit eines Stadtpfeiferlehrlings und hatte sein Blick schon fest nach Berlin und Dresden gerichtet, wo das Kulturleben seiner Zeit florierte.
1716 gelang es ihm eine Stelle als Geselle in Dresden zu erwerben. Von hier aus hatte er die Möglichkeit sein musikalisches Vermögen zu erweitern, sei es mit einer Reise nach Wien um bei Jan Dismar Zelenka Unterricht im Kontrapunkt zu nehmen oder durch die Erfahrungen die er ab 1718 in der "Kleine oder Pohlnische Capell - Musique" als Oboist machte.
Johann Georg Pisendel (1687 - 1755) ist eine zentrale Erscheinung im Leben von Quantz.

" Er (Quantz) hatte um diese Zeit das Glück mit dem eben so gutherzigen Manne als großen Musiker, dem Concertmeister Pisendel, bekannt zu werden. Von diesem lernte er ein Adagio gut vortragen, und alles das kennen, worauf es bey Ausführung einer Musik hauptsÄchlich ankommt. Dinge, die damals keiner besser wußte als Pisendell "
(Johann Adam Hiller, Lebensbeschreibungen. S.213)

Ebenso führte diese Bekanntschaft dazu, daß Pisendel dem Schüler sowohl die Musik der Franzosen, als auch der Italiener, namentlich Vivaldis Kompositionen - Pisendel war ein Schüler Vivaldis - nahebrachte.
Dieser Umstand brachte den vermischten Geschmack hervor, für den Johann Joachim Quantz bis heute mit seinen Kompositionen steht.

Die Jahre von 1724 bis 1727 verbrachte Quantz auf Reisen durch Italien, Frankreich und England, wodurch er viele wichtige Begegnungen mit den bekanntesten Musikern hatte, Angebote für eine Anstellung aber stets ablehnte.
1728 wurde er als Flötist in die große Hofkapelle versetzt, womit er schon einen großen Teil seines Zieles erreicht hatte, in einem dermaßen bedeutenden musikalischen Zentrum als Musiker wirken zu können.
Und ebenfalls 1728 fand dann eine Begegnung mit musikhistorisch bedeutungsvollster Auswirkung statt.
Einer der Beteiligten berichtete in einem Brief vom 26. Januar 1728:

"...Ich habe mich als Musiker hören lassen.Richter, Buffardin, Quantz, Pisendelund Weiß haben mitgespielt. Ich bewundere sie. Sie sind die besten Künstler bei Hofe ...".

Diese Worte hatte der preußische Kronprinz an seine Schwester Wilhelmine gerichtet.
Der junge Friedrich, (er war damals 16 Jahre, Quantz war bereits 31 Jahre alt) bekam bei diesem Besuch auf sein bekundetes Interesse hin eine von Pierre Gabriel Buffardin gemachte Flöte geschenkt.
Bei einem späteren Gegenbesuch des sächsischen Königs August der Starke im gleichen Jahr in Berlin wurde vereinbart, daß Quantz den Kronprinzen Friedrich mehrere Wochen im Jahr unterrichten durfte.
Dieser Unterricht fand in Berlin, Ruppin und Rheinsberg statt, wobei es 1733 beinahe zum Bruch der Beziehung kam, da Quantz zögerte nach Rheinsberg zu gehen.
Am Sonnabend, den 2. Dezember 1741 verkündeten die Berlinischen Nachrichten:

" Se. Majest. haben nunmehro ... den berühmtenMusicum aus Dresden, Herrn Quantz, mit einem jährlichenGehalt von 2000 Rthlr., in Dero Dienst genommen."

Aus dem Kronprinz war inzwischen (im Jahr 1740) Friedrich II., König von Preußen geworden und als Dieser unternahm er jegliche Anstrengungen aus seinem Hof ein musikalisches Zentrum zu machen, indem er die berühmtesten Musiker an sich band.

Diese Belebung der Musikkultur hatte bei Quantz eine Wirkung sowohl auf die Anzahl seiner Kompositionen, wie auch auf den Druck seiner über 300 Seiten starken Schrift. An Kompositionen sind uns 289 Solokonzerte (277 davon sind erhalten), 5 Doppelkonzerte, 3 Concerti grossi, 43 Triosonaten, 197 Solosonaten und verschiedentliche andere Werke überliefert.
Ein Großteil war wohl für den "Hausgebrauch" des Königs geschrieben und war deshalb auch selten im Druck erschienen, was Quantzens Bekanntheit im Ausland nicht gerade zuträglich war.
Für den König baute er auch Instrumente, die er vergütet bekam, wie überhaupt seine Arbeitsbedingungen besser nicht sein konnten, was die Aufgaben, die Vielseitigkeit und die Bezahlung angeht.

Am 12. Juli 1773, mehr als dreissig verbrachte Jahre am Berliner Hof lagen hinter ihm, verstarb er im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles.

"Auf diese Weise war Quantzens Wunsch: einmal als ein würdiger Mann in Dreßden oder Berlin zu leben und zu sterben mehr als überflüssig, in Erfüllunggegangen. Diesem Vorsatz getreu, ob er ihn schon als Lehrpursche, ohne den geringsten Anschein, ihn zur Würklichkeit zubringen, gefaßt hatte, verschmäheteer gleich anfangs die Anträgezu FürstlichenKapellisten - Stellen, weil er daselbst unter vielen Schlechten der Beste zu seyn befürchtete,und gieng lieber als Musikantengeselle nach Dreßden. Noch viel in die Augen fallender war das Glückso er nach der Zeit in Italien, England, Maynz und andern Höfen, ruhig von sich wies.- War dies blinder Zufall ? Oder war es Ahndung seines künftigen Glücks ?Oder war es vielleicht gar Ehrgeiz? Aber dies ließ weder sein Stand, noch seine Erziehung vermuthen. Vor allen scheint es inneres Streben nach Vollkommenheit in seiner Kunst gewesen zu seyn ..."

Bei Ernst Ludwig Gerber, Historisch-biographisches Lexicon der Tonkünstler. Band 2. Leipzig 1792